Kein Zweifel. Die Männer um Natz Thier machen ein Fass auf - auch wenn der Behälter verschlossen scheint. Lachend ziehen sie mit der runden Tonne durch ihre Heimatstadt Coesfeld. Der spontane
Karnevalsumzug vor über 75 Jahren ist die Geburtsstunde der „Lachenden Heimat". Rechtzeitig hat jemand auf den Auslöser gedrückt. Knips, der Schnappschuss hängt heute im Natz-Thier-Museum an der
Pfauengasse.
Die Eröffnung des Gebäudes zu Leben und Werk des Heimatdichters und Karnevalisten stand im Jahre 1995 - wie konnte es anders sein - während der fünften Jahreszeit ins Haus.
Rückblende: „Kaffeekanne, Kaffeekanne" ruft Präsident Dr. Heiner Hoffmeister den versammelten Gästen im hochoffiziellen Sitzungssaal des Rathauses zu. In der Hand schwingt Die-La-Hei-ner - einen
Kochlöffel. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Prütt, Prütt, Prütt". Der „Enkel" nimmt den unvergessenen Ruf des ersten Präsidenten und Prinzen Natz Thier in den Mund, der einst
so die karnevalistischen Sitzungen eröffnet hat.
Damit der bekannte Coesfelder auch bekannt bleibt, hatte Gertrud Keller der Stadt das Haus an der Pfauengasse überschrieben, mit der Auflage, darin ein Museum einzurich-ten. Das Dreigestirn
Verwaltung, Heimatverein und Die-La-Hei zog bei der Umsetzung an einem Strang. In dem 60 Quadratmeter großen Museum stehen 23 Schautafeln und mehr als ein Dutzend Vitrinen. Wie eine Zeitreise in
die Kindertage der Karnevalsgesell-schaft wirkt der Raum zur Narretei. Viele bekannte Gesichter strahlen von unzähligen Schwarzweiß-Bildern. Farbenfroher sehen die Vitrinen aus. Knallrot leuchtet
die Uni-form der Hagebuttengarde, blau schimmert das Kostüm der Berkelmarine. Kleider der Leibgarde des Prinzen, verschiedene Liederheftchen und eine Chronik der Die-La-Hei geben
Karnevalsimpressionen von damals. Besonderer Reiz sind die tollen Ausstattungsstücke der Tollitäten: Prinzenmütze, Prinzenorden und Regentenstab mit hölzernem Mini-Ochsenkopf.
Besser in Futter muss der überdimensionale Artgenosse im Foyer des Museums gehalten worden sein, auch wenn ihm wie beim tierischen Stadtwappen die Zunge aus dem Hals hängt. An der
außergewöhnlichen Bütt aus Gips und Holz mit dem Ochsenkopf von 1938 haben die Redner in den Anfangsjahren der Die-La-Hei den Stier bei den Hörnern gepackt und mit spitzer Zunge das örtliche
Geschehen auf dieselben genommen. Da die Thiers Zinngießer waren, sind zudem im Treppenhaus Geschichte und Technik des alten Handwerks nachzulesen. Auch Wissenswertes über die Familie wird
verraten. Im Oktober 1957 verstarb der erste Prinz der Die-La-Hei. Doch nicht nur bei den Narren war Thier bekannt wie ein bunter Hund. Weit über die Stadtgrenzen hinaus machte er sich mit den
plattdeutschen Theaterstücken wie „Möllers Drüksken", „Wu is dat met Siska" und „Kumeddigenmakers" einen Namen. In seine erzählte Welt entführt ein eigener Raum, der sich mit dem Werk des
Heimatdichters beschäftigt. An der Decke hängen Ballons, der Clown grüßt aus der münsterländischen Landschaft und kommt einem scheinbar entgegen. Der Platz, an denen Thier solche Figuren zum
Leben erweckte, ist gegenüber eingerichtet. Schreibtisch und Schrank stehen dort. Die Atmosphäre des Arbeitszimmers ist zu spüren. Lieder und Gedichte zieren die Wände. Seine Texte setzte
Heinrich Everz ins rechte Bild. Holzschnittdrucke und das entsprechende Handwerkszeug verraten die Arbeitsweise des bedeutenden Grafikers in einem Extra-Raum.