Natz-vom-Ossenkopp-Ordens 2005

Heinz Öhmann

Fürwahr, er ist das große Los, 
die Ehre ihn zu tragen groß! 
Und anders, als es früher war, 
kommt nur einer in jene Schar
der Träger, die ihn schmücken darf. 
Kein Wunder: Viele sind drauf scharf
auf diesen Natz vom Ossenkopp, 
ist er doch aller Orden topp.

Und was das Ding noch topper macht:
Wir haben drüber nachgedacht 
und brachten edeles Design
in diesen Orden neu hinein!
Der Ossenkopp hat nun am Rand 
den Lorbeerkranz mit schönem Band.

Strahlende Augen hat das Tier, 
Gold und Brillianten seine Zier. 
Woraus du, lieber Narr, nun lernst: 
Sie stehn für Freud', nicht tier'schen Ernst.
Sie strahlen aus - Humor, Plaisir. 
Das passt viel besser zu Natz Thier.

So rätselt denn, ihr Narrenleute: 
Wem wird der Orden fette Beute? 
Eh's Antwort gibt, sei hier betont, 
dass dieser Orden nicht verschont 
vor Pflichten, die er vor sich hat 
zum Wohle unsrer Ossen-Stadt.

Wir ehren heute einen Mann,
den Coesfeld nicht entbehren kann.
Er gibt der Stadt ein neu Gesicht 
und damit Inhalt von Gewicht. 
Er baut die Achse der Kultur.
So weit, so gut. Wir fragen nur,
ob denn die Stadthalle wohl bleibt, 
in der der Narr doch lebt und leibt.

Die Frage stellt sich für und für: 
Schreibt er auch sie sich aufs Panier?
Das WBK ist etabliert,
mit Ernsting läuft es wie geschmiert.
Im Hofe hinterm WBK
ist für Kultur ein Haus bald da.

Nicht weit davon lässt man sich gleiten
ins frische Bad der Jahreszeiten. 
Das Freibad, ach, es ist dahin, 
dem Kämmerer jedoch Gewinn, 
wo Freibad-Eintrittgeld entfällt,
da fließt statt Wasser bald das Geld. 
Denn wer demnächst dort wohnt, 
muss zucken, 
der Kämm'rer wird darob nicht mucken. 
Er rechnet - vielmehr schon mit Eifer
nach oben Preise für die Käufer.

Bei allem Neuen freut sich einer, 
auch Kino gibt's, wie sonst bei Heiner.
Bald liegt sie hinter uns, gar weit,
die lange kinolose Zeit.
Wo früher mal der Prinz gefeiert, 
heute schon der Bagger eiert.
Die Stadthalle, noch stürzt sie nicht, 
doch kam's nicht schon bedenklich dicht
an dieses Sorgenkind heran? 
Der Bagger riss das Restaurant, 
damit dort bald ein Kino stehe, 
und jeder Harry Potter sehe.

So sag' ich: Stadthalle verweile, 
gehörst du doch zur Kultur-Meile. 
Verschwänd' sie, wär's für uns Kehraus,
ist sie doch unser Narrenhaus.

Und denk' ich ans Kulturhaus dann 
wird mir um sie Angst und Bang. 
Wir woll'n weiter närrisch sein
in Coesfelds gutem Stübelein. 
Wollen schunkeln, feiern, lachen 
und nicht im Zelt die Faxen machen.
Drum geht von uns der Notruf aus: 
Ey (Öh), Mann, erhalte dieses Haus! 
Greift dort der Arm des Baggers aus?
Der Die-La-Hei wär' das ein Graus.

Das lässt nicht zu, der erste Mann! 
Steckt man ihm sonst den Orden an?


Mit Kino, Bad und WBK
stellt Coesfeld sich doch glänzend dar.
Das Haus der Kultur kommt noch dazu,
da staunt der Ochs, da staunt die Kuh.
Doch auch die Stadthalle muss sein, 
das meint mit uns mancher Verein. 
Den Orden gibt's gleich für Kultur, 
mit Abriss lass uns bloß in Ruhe.

Noch steht die Halle wie ´ne Eins. 
Der Orden geht an Öhmann Heinz! 
Das heißt, er geht an seinen Hals 
und bleibet dort auch jedenfalls 
solang' er für die Halle ficht. 
Wenn er die Heimat niederbricht, 
geh'n wir mit ihm hart ins Gericht, 
worauf man dieses Urteil spricht:

Im Namen des Volkes, im Namen der Narren,
lass alle Hoffnung in Zukunft nur fahren,
der Natz vom Ossenkopp sei dein. 
Mitnichten! Dann zieh‘n wir ihn wieder ein!

Laudatio gehalten und geschrieben von Secretarius Ralf Repöhler